Als slow Business Coach gebe ich diesem Ausspruch natürlich recht in dem Sinne, dass:
- Herumhetzen
- sich und andere Verrücktmachen
- sich zu viel vornehmen
- keine Abstand zwischen einzelnen Aufgaben lassen
- mehrere Dinge gleichzeitig tun…
uns nicht wirklich weiterbringen, sondern eher Kraft rauben und viele halbfertige und schlecht gefertigte Projekte hinterlassen.
Aber es gibt auch Aufgaben und Zeiten wo lebendiger Enthusiasmus, Lampenfieber, Erregtheit bis hin zur Wut genau richtig sind und von uns genutzt werden sollten, um, zum Beispiel:
- neue schwierige Projekte anzufangen
- den ersten leidenschaftlichen Entwurf eines Textes zu schreiben
- jemanden anzusprechen, der uns nervös macht
- vor Publikum aufzutreten
- endlich seine Meinung zu vertreten.
Jede Aufgabe und Situation hat ihren ganz eigenen Bedarf an Ruhe oder Erregtheit. Ein Massagetherapeut braucht andere Energie als eine Animateurin auf einem Kreuzfahrschiff. Schauspieler brauchen ihr Lampenfieber, um auf der Bühne ihre ganze Lebendigkeit einzubringen. Ein Erzieher muss eine Menge innerer Ruhe in die wilde Kindergruppe mitbringen, um die Situation halten zu können.
Ja, manchmal hilft Ruhe. Aber nicht immer. Manchmal ist es gut sich etwas runter zu fahren, etwas zu entspannen, sich zu beruhigen, bevor man eine Aufgabe beginnt. Manchmal ist dies nicht möglich. Manchmal jagen aufgeregte Gedanken durch unseren Kopf, das Herz pumpt heftig, unser Atem geht schneller und dann ist es gut, zu wissen, wie wir diese Energie nutzen können, indem wir sie einspannen.
So kannst du, zum Beispiel, die Wut über das unfreundliche Verhalten deines Nachbarn, dafür nutzen mit Schwung eine unliebsame Aufgabe anzugehen, für manche ist das die Steuererklärung, für andere ein Honorar Verhandlungsgespräch. Es geht nicht darum, blind vor Wut im Verhandlungsgespräch keinen Kompromiss zuzulassen oder gar beleidigend zu werden. Aber die Aufgebrachtheit lässt dich wach und konzentriert sein, wenn du sie bewusst einsetzt, statt dich in das Gefühl der Wut achtlos reinfallen zu lassen.
Erregtheit, Wut, Angst sind Lebensenergien und dürfen nicht nur sein, sondern sind absolut notwendig, uns wach, aufmerksam und konzentriert zu verhalten. Nicht ständig, aber gut portioniert.
Für ein effektives Arbeiten ist es zum einen gut, zu wissen, welche Aufgaben welchen optimalen Grad der Ruhe oder Erregtheit brauchen, zum anderen hilft es uns auch, zu wissen, wie wir diesen Grad eventuell aus dem Stehgreif erzeugen können. Daher ist es ebenso notwendig Entspannungstechniken nicht nur zu kennen, sondern auch zu wissen, welche für einen selbst auch funktionieren, und auch zu wissen, wie man den eigenen Enthusiasmus in Wallung bringt.
Ein Buch oder Blog Artikel zu lesen kann beides auslösen. Genauso wie Musikhören oder einen Spaziergang machen.
- Welche Art Blog Artikel musst du lesen, um die geballte Lebensenergie in dir anzuzapfen?
- Welche Musik bringt dich in einen Ruhezustand?
- Welche Musik musst du hören, um an den Schreibtisch zu springen und in die Tasten zu hauen, bereit die Welt von dem Elend zu befreien?
- Was musst du lesen, um runter zu kommen und dich zu entspannen?
- Wo musst du langlaufen, um dich als Teil des großen Ganzen zu spüren und bereit werden, dein Werk mit der Welt zu teilen?
- Wo kannst du spazieren gehen, um deinen Atem zu hören und sonst nichts?
Sich selbst und seine Aufgaben zu kennen und zu wissen, welche Art der Energie wann richtig ist, ist ein großer Schritt. Wenn möglich, ist es optimal unseren momentanen Zustand einer notwendigen Aufgabe anzupassen oder die Wahl der nächsten Aufgabe unserem Zustand anzupassen.
Wenn das nicht geht, reicht auch ein wenig Achtsamkeit – allein zu wissen, dass hier was nicht zusammenpasst und deswegen vielleicht stockt, kann schon einiges zum Besseren in Bewegung setzen.
Ein ganz anderes Thema ist, das viele von uns noch verinnerlicht haben, dass Angst und jede Form der Erregtheit schlecht sind, zu vermeiden sind oder eben durch zusammenreißen zu bewältigen sind. Ruhe (oder vorgegebene Ruhe) als Überlegenheit. Sicherlich stimmt es, dass (Re-)Aktion aus heftigen Emotionen heraus, nicht immer die richtige Entscheidung hervorbringt.
Jedoch gehören Angst, Wut, leidenschaftlicher Enthusiasmus genauso zu unserer Gefühlspalette wie Freude, innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Leben gibt es nicht in angenehmen Portionshäppchen – es gibt nur das ganze Leben mit allem, was dazugehört oder Abgeschnittenheit und Taubheit.
Es ist meist nicht die Angst selbst, die uns erstarren lässt und in Untätigkeit gefangen hält, sondern unser Versuch sie zu verdrängen und zu beherrschen, die uns gefrieren lässt. Neulich stelle ich mit Erstaunen fest, dass ich mich nach meiner Grinberg Methode Behandlung wach und voller Tatendrang fühle, bereit die Welt handfest mitzugestalten… Normalerweise fühle ich mich hinterher selig müde und entspannt. ‚So fühlt sich freigelassene Angst im Körper an,‘ meint meine Praktikerin, Julia Jadkowski und lächelt.
Festgehaltene Angst lähmt, freigelassene Angst im Körper gibt uns Energie – Lebensenergie…
Tools zur optimalen Aufgaben & Energie Anpassung:
1.) Schreibe deine zehn häufigsten Aufgaben auf, z.B. Kunden betreuen, Mitarbeitergespräche führen, Abrechnung machen, die Kinder aus der Kita abholen etc.
2.) Schreibe nun hinter jede Aufgabe den Grad von Lebendigkeit auf, den du dafür optimal brauchst. Nutze eine Skala von 1 – 5, wobei 1 absolute innere Ruhe ist und 5 das innere wilde Tanzen und Springen.
3.) Schreibe fünf Dinge auf, die dich ruhig werden lassen.
4.) Schreibe fünf Dinge auf, die dich in Wallung bringen (egal ob in positive oder negative Wallung, im Körper fühlt sich das oft ähnlich an).
5.) Schreibe nun hinter jede Aufgabe, was du kurz davor tun kannst, um die darauf vorzubereiten, so dass Aufgabe und Grad von Lebendigkeit zu einander passen. Vor dem Verkaufsgespräch eine Runde auf dem Trampolin springen? Vor dem Mitarbeitergespräch eine Folge The Simpsons schauen? Komme nicht in Versuchung, hier aufzuschreiben, was anderen hilft. Sei so ehrlich wie möglich und schreibe auf, was für dich funktioniert. Vor einer Kerze zu meditieren bevor du die Kinder aus der Kita holst, hört sich nach außen hin vielleicht edler an, aber wenn du allein beim Gedanken an unbewegliches Sitzen ins Herumzappeln kommst, dann hör doch lieber die Liebesschnulzen aus deiner Jugend und singe leise melancholisch mit…
Hier ist ein wunderbares Video zum Thema Angst als Lebensenergie (Avi Grinberg).
Wie immer freue ich mich über Kommentare und Feedback zu Euren Erfahrungen mit diesem Ansatz.
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