Die Erschöpfung, die Angst und die Scham…
Oder warum wir uns nicht hinlegen, wenn wir müde sind…
Du wachst morgens auf und hast schon genug vom Tag.
Wenn du an deine To-Do-Liste denkst, krampft sich n dir alles zusammen. Wie sollst du das alles je schaffen?
Du kannst dir gerade kaum vorstellen aus dem Bett zu kommen und es ins Bad zu schaffen.
Was, wenn du es nicht schaffst. Was passiert dann? Was passiert dir dann?
Warum kriegst du es nicht hin? Alle anderen schaffen es doch auch? Was hast du denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
Du schleppst dich ins Bad und als du auf der Toilette sitzt, schaut der Badewannenvorleger so einladend zu dir herüber, dass du dich eigentlich nur darauf niederlegen und dich zusammenkauern möchtest.
Stattdessen wirfst du dir vor , wie dreckig der Vorleger ist und das ganze Bad auch. Wann hast du eigentlich das letzte Mal hier geputzt?Die anderen kriegen das doch auch in.
Du wirst noch müder und lässt dein Gesicht in die Hände fallen. Dabei fällt dein Blick an der Uhr vorbei und plötzlich schlägt die Zeitmathematik in dir Alarm und wenn du jetzt nicht gleich…
Du rennst los. Genau wie gestern. Genau wie morgen… Auch wenn du dich viel lieber wieder ins Bett legen würdest. Auch wenn deine Erschöpfung bereits jenseits von ‚einfach nur zu wenig Schlaf‘ liegt. Auch wenn du schon so lange nicht mehr kannst…
Die Angst und Scham, es nicht zu schaffen (dazu zu gehören)
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir viele unserer Werte an unser Wirtschaftssystem abgetreten haben: Fairness, Gemeinschaft, Ehrlichkeit, Sinn, Glück…
Damit der Kapitalismus abgesichert ist, haben den Vertrag miteinander geschlossen, der besagt, dass Arbeit nicht nur zu unserer Existenzsicherung dient.
Was wir schaffen, was wir erreichen, was wir erwirtschaften, was wir beitragen ohne Rast und Pause, sichert vor allem unsere Existenzberechtigung. Wenn wir nicht schuften bis zum Umfallen, gehören wir einfach nicht dazu.
Kein Wunder also, dass wenn du Müdigkeit oder Krankheit verspürst, es sofort existenziell wird für dich. Egal, wie sicher der Job ist (und das ist er nicht immer). Egal, ob du es uns gerade leisten könntest etwas auszuruhen (kannst du nie). Eine leichte Panik macht sich in dir breit. Manchmal sogar eine große…
Du bist einfach zu… Auf jeden Fall mehr als ‚erlaubt‘ ist, um deine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zu sichern.
Zu müde…
Zu erschöpft…
Zu schwach…
Zu sensibel…
Zu emotional…
Zu…
Alle anderen…
Nur du nicht…
Was stimmt nicht mit dir? Kannst du dich nicht einfach mal mehr anstrengen?
Wenn du müde bist, gibst du dir einfach nicht genug Mühe…
Falscher grüner Smoothie
Falsches Fitnessprogramm.
Falsches Mindset.
Falsch geräuchert..
Falsch..
…entschieden. Also wieder zu…
Zu Dumm…
Zu Faul…
Zu undiszipliniert..
Zu unfokussiert…
Zu chaotisch…
Zu…
So… und jetzt ist mal gut
Es gibt eine Müdigkeit, die jenseits der regulären am Ende des Tages müde sein, liegt.
Es gibt eine Erschöpfung, die dich allem, was im Außen liegt in einer nackten Verletzlichkeit offen legt, so dass der leiseste Windstoß dich umhaut. Jeden Tag neu…
Eine Erschöpfung, die wie ein Teufelskreis kein Ende findet, weil sie dich jeden Tag im Außen mit neuen Herausforderungen und im Innen mit alten Erwartungen konfrontiert.
Ein Erschöpfung, die sich angesammelt hat über Jahre voller Erwartungen an dich selbst, die auf Werten basieren, die du übernommen haben. Übernommen in einer Zeit deines Lebens, wo dazu zu gehören dein Überleben erst ermöglich hat.
Werte und Erwartungen, die nicht mehr zu dir gehören und längst jenseits des Verfallsdatums liegen. Werte und Erwartungen, die dringend ein Update von dir brauchen.
Aber wie?
Eins nach dem anderen…
Emotionen sind deine Bodyguards
Emotionen möchten, dass du überlebst.
Ständig schicken sie dir Zettel rüber, um dich auf deine Bedürfnisse hinzuweisen. So lange, bis du zuhörst.
Und welchen Zettel schicken dir die Angst und die Scham gerade rüber? Was steht drauf? Auf welches deiner Bedürfnisse weisen sie dich hin?
Die Angst brüllt dir nicht zu, du sollst schneller arbeiten, damit du deinen Job behältst. Sie erinnert dich nur an dein Bedürfnis nach Sicherheit und Verlässlichkeit. Das ’schneller arbeiten, dann bin ich sicher‘ ist bisher vielleicht die einzige Strategie gewesen, diesem Bedürfnis entgegen zu kommen?
Gibt es eine andere Strategie, die dir nicht abverlangt über deine Grenzen zu gehen?
(Tipp #1: Nein, an diesem Punkt bitte nicht wieder zurück ins ‚Oh, hab ich wieder etwas falsch gemacht‘. Du hast bisher gut für dich gesorgt, so wie du es bisher konntest. Und jetzt wirst du einfach noch besser darin, für dich zu sorgen, weil es noch mehr zu dem passt, was du wirklich brauchst.)
Was kannst du tun, damit du dich sicherer fühlst? Einen 3-Monats-Puffer ansparen (egal, wie lange das dauert – jeder Schritt / Cent zählt)? Dir Hilfe und Begleitung holen? Was ist dir möglich?
(Tipp #2: Wichtig ist hier, klar für dich zu unterscheiden, was dir möglich ist und in deiner Hand liegt und was nicht. Nutze dazu gern das GelassenheitsQuadrant)
Deine Scham ist es nicht, die dir ins Ohr brüllt, dass du es ja schon wieder nicht hinkriegst. Sie erinnert dich nur daran, dass du dich deinen Werten entsprechend nach außen verhältst. Welche Werte sind das? Sind sie noch aktuell? Gibt es nur die eine Strategie (über deine Grenzen zu gehen) um diesen Werten gerecht zu werden?
Kurz mal sortieren?
Lass uns gern einfach mal Ratzi-Fatzi zusammen schauen, was auf deinen Zetteln steht, die dir deine Bodyguards rüberschieben und was du tun kannst, um nach deinem Maß der Dinge zu handeln und für dich zu sorgen.
(Eine Ratzi-Fatzi Session kannst du auch gleich ohne Vorgespräch buchen. Sie dauert 30 Minuten, in denen wir ratzi-fatzi deinen nächsten Schritt lösungsfokussiert auf den Punkt bringen).
Links
Die Audio Anleitung dazu findest du mit vielen anderen tollen Dingen in meiner Online-Toolbox. Den Zugang dazu findest du im aktuellen EmotionsPost Newsletter. Noch nicht angemeldet? Dann hier entlang…
Was steht auf dem Notizzettel? – Blog Artikel
TED Article: The 7 Types of rest that every person needs von Saundra Dalton-Smith MD
Photo by Abbie Bernet on Unsplash
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