Wir brauchen Mikro-Held:innen… Viele.
…oder wie du zu deinem Anfang findest
Krieg. Klimakrise. Pandemie. Rassismus. Genozide. Soziale Ungerechtigkeit…
Es gibt viel Gründe Angst zu haben. Stress zu empfinden. Nicht zu wissen, was du tun kannst, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Aber es wollen. Aber es von dir erwarten. So lange zu erwarten, bis du den Druck kaum noch aushältst. Bis du aufgibst. Weil dir die eine Lösung nicht einfällt. Weil das was du tust, bisher immer noch nicht gereicht hat, um die Welt zu retten.
Es gibt viele gut Gründe aufzugeben.
Sich überwältigt zu fühlen. Zu verdrängen. Gründe zu finden, warum das eh alles nix bringt und du also entschuldigt bist.
Also doch Durchdrehen?
Durchdrehen, in richtungslose Panik verfallen und danach in hilflose Resignation verfallen ist die Schwester des Verdrängen oder ‚Business As Usual‘, wie Joanna Macy und Chris Johnstone es in ihrem Buch ‚Active Hope – How to Face the Mess We’re in without Going Crazy‘ (Aktive Hoffnung – sich dem Chaos in dem wir stecken stellen ohne verrückt zu werden) nennen.
Manchmal hast du vielleicht das Gefühl, dass dir gar nix anderes übrig bleibt, als gar nichts mehr zu fühlen. Als zu verdrängen… Du glaubst vielleicht, dass wenn du wirklich hinschaust, was alles los ist, dann wirst du den Schmerz, die Wut, die Angst, die Scham darüber nicht überleben…
Wenn weder Durchdrehen noch Verdrängen für dich als Optionen in Frage kommen und du dich nach deinem Maß der Dinge in deiner Beteiligung an der Welt, am Leben sehnst, dann ist dieser Artikel für dich genau richtig!
Der erste Schritt
Als aller erstes – nimm an, was ist. Ja, das kennst du vielleicht schon aus der Meditation. Wozu ist das gut?
Wenn du dich nicht da abholst, wo du jetzt gerade bist, wie willst du dann weiterkommen?
Nimm dir Zeit, zu fühlen – die Angst vor Katastrophen, die Wut auf allein von Profit beeinflusste Entscheidungen bezüglich unserer Industrie, Landwirtschaft, Staatsverträge…, die Scham, so lange nicht aktiv geworden zu sein, die Trauer für all das, was wir vielleicht schon unwiederbringlich verloren haben…
Ich weiß, dass du das alles schon weißt. Aber es reicht nicht, an diesem Wissen vorbeizurennen. Nimm dir Zeit damit zu sitzen. Nimm dir Zeit, all jene Emotionen in deinem ganzen Körper zu fühlen…
Veränderung braucht nicht nur kognitives Verstehen. Das ist nur die erste Säule und die können wir alle längst abhaken. Niemand braucht weitere Aufklärung, wie besch… die Lange ist.
Veränderung braucht auch ein Durchfühlen – ein Embodiment dieses Wissens. Das ist die zweite Säule der Veränderung. (Die dritte Veränderung ist sozialer Kontext – aber davon später in einem anderen Artikel).
Fühl einfach mal. Ohne gleich damit etwas machen zu müssen. Sitz einfach mal nur mit dem, was ist. Du wirst es überstehen. Versprochen.
Denn Emotionen sind Tunnel und keine Sackgassen.
Sie schieben dir einen Notizzettel rüber mit einer klaren Ansage, was du brauchst.
Was brauchst du? Was steht auf den Notizzetteln, die dir deine Emotionen rüberschieben? Wonach sehnst du dich?
Aktive Hoffnung als Sehnsucht nicht Garantie
‚Of all the dangers we face,
from climate chaos to nuclear war,
none is so great as the deadening of our response.‘
Joanna Macy
Hoffnung ist nicht die Garantie, dass das was du tust ein bestimmtes Endergebnis hat und wenn du diese Garantie nicht hast, brauchst du ja gar nicht erst anzufangen.
Was wenn Hoffnung nicht an Garantie, sondern an Sehnsucht geknüpft ist?
Was möchtest du in dieser Welt sehen?
Fang mit dieser Sehnsucht an und knüpfe sie and deine Leidenschaft, deine Neugier, deine Schaffensfreude, dein Verantwortungsgefühl, deine Abenteuerlust…
Das ist aktive Hoffnung. Nicht passive, die darauf wartet abgeholt zu werden, mit einer Garantie oder einem Versprechen auf einen bestimmtes Ergebnis.
Und dann?
Dann geht’s los!
Fang da an, wo du bist, mit dem, worauf du Lust hast. Da ist deine Energie eh schon. Dahin musst du dich nicht erst motivieren.
Keine Superheld:innen nötig
In einer Gemeinschaft, die viele ihrer Werte und Visionen auf den Individualismus aufbaut, kann es schnell passieren, dass dein Verständnis von Leistung mit diesen Vorstellungen verknüpft ist:
*du allein
*du besser als andere
*du ohne Hilfe
und so weiter und so fort.
Nö.
Das ist realitätsfern.
Wir brauchen keine einsamen Held:innen, die restlos und gutgesinnt, alle Probleme für uns lösen. Und wir brauchen auch diese Illusion nicht, dass wir erst dann aktiv werden, wenn wir diese:r Superheld:in sind.
Wir brauchen, wie überall anders auch: Lust & Inspiration, Verbundenheit mit anderen, Experimentierfreude, Ideengroßzügigkeit, Fehlerneugier, Lernleidenschaft, Lebensverliebtheit…
Welche:r Mikroheld:in bist du?
Vernetzer:in?
Suppenköch:in?
Ideenmillionär:in?
Seifenblasenzauber:in?
Kommunalpoliter:in?
Dichter:in?
Redenschreiber:in?
Hochbeetbauer:in?
Auf den Punkt kommen – zwei Übungen für dich:
Beide Übungen fangen bei der Überwältigung an und führen dich auf deinen Punkt darin, da wo du deinen Anfang findest aus der Starre heraus… Die erste ist dem Buch von Joanna Macy und Chris Johnstone entnommen, die zweite meiner Online Toolbox.
Alle Probleme – dein Anfang
1.) Schreibe alle Probleme dieser Welt auf, die dir einfallen oder schreibe auf eine konkrete Anzahl (z. B. 10, die dir innerhalb von 3 Minuten einfallen).
2.) Suche dir ein Problem aus und schreibe fünf Dinge auf, die es hier als Lösung braucht (z.B. Klimakrise – weniger Fleischkonsum, mehr öffentliche Verkehrsmittel etc.).
3,) Suche dir unter den Lösungen eine aus, die dir gerade Lust macht, dich damit auseinander zu setzen. Notiere fünf mögliche Aktionen oder notwendigen Schritte (z.B. Weniger Fleischkonsum – Nachbarschaftsgärten, Unterstützung von nachhaltiger Landwirtschaft, Kochworkshops…)
4.) Wiederhole diese Übung so oft, bis zu bei etwas Kleinteiligem ankommst, was dich sofort vom Hocker reißt und in Aktion bringt. Egal, wie klein. Hauptsache es fühlt sich machbar für dich an und macht dir Lust…
5.) Fang an. Erstmal nur mit dem ersten Schritt. Den zweiten Schritt entscheidest du erst nachdem du den ersten gegangen bist. Und immer so weiter.
50 – 25 – 12 – 3
Bei diesem ‚Schweizer Taschenmesser Tool‘ geht es darum, unsortiert groß anzufangen und dich auf das herunter zu brechen, worauf du Bock hast.
Die innere Logik hier bist du, der du auf den Grund gehst.
Hier kannst du dir die Übersicht als PDF herunterladen.
Deine Mikroheld:in Schritte aus der Überwältigung in die Aktion
1.) Anschauen und fühlen, was gerade ist
2.) Deine Sehnsucht spüren, sie annehmen und als Kompass für deine aktive Hoffnung umsetzen
3.) Superheld:in Mythos begraben
4.) Auf den Punkt kommen
5.) Anfangen mit dem, worauf du Lust hast.
Noch ein paar Ideen mit auf den Weg…
1.) Dich mit anderen zusammen tun und gemeinsam was stemmen (wenn das dein Ding ist)
2.) Dich mit anderen verbinden und austauschen (online, lokale Gruppen, positive Nachrichten lesen, Podcasts hören, ein Gespräch im Treppenhaus)
3.) Wenn du müde wirst, mach eine Pause, es braucht nicht gleich ein großes Aufgeben…
If you get tired
learn to rest,
not to quit.
Banksy
Gemeinsames Sortieren?
Du wünschst dir etwas Begleitung beim Sortieren? Dann lass uns mit einer gemeinsamen Session anfangen.
Manchmal ist es schon das, was dir reicht in Aktion zu kommen.
Lass uns deinen Anfang finden.
Hier kannst du gleich und auch ohne Vorgespräch deine Einzelsession bei mir buchen.
Links und Empfehlungen
‚Active Hope – How to Face the Mess We’re in without Going Crazy‘ – Buch, Joanna Macy und Chris Johnstone (in jeder guten Buchhandlung bestellbar).
Emotionen sind Tunnel und keine Sackgassen Blogartikel
Was steht auf dem Notizzettel – Blogartikel
‚Wie wir die Welt sehen – Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien‘ – Buch, Ronja von Wurmb-Seibel
Enorm Magazin – Nachhaltigkeit, Lösungen für eine zukunftsfähige Gesellschaft, neues Wirtschaften
‚Und jetzt du – rassismuskritisch leben‘ – Buch, Tupoka Ogette
50-25-12-3 – Tool (PDF) – weiter Tools erhältst du in meiner Online Toolbox, das aktuelle Passwort findest du immer in meinem letzten Newsletter. Noch nicht angemeldet? Dann los?
Photo by Jessica Podraza on Unsplash
Da kann ich nur zustimmen.
Danke, liebe Emma. Welche Mikro-Heldin bist du?
Herzliche Grüße, jesta