So wie du es machst, ist es schon sehr optimal…
Frage nicht, wie „man“ Zeitmanagement macht. Sondern frage, wie du es machst.
Finde endlich Frieden mit deiner Art, täglich kleine Entscheidungen zu treffen, dich zu organisieren, und es einfach gewuppt zu kriegen. Egal wie es nach Außen aussieht. Klar gibt es da immer Verbesserungsmöglichkeiten. Aber die erste Verbesserung besteht darin, dir nicht mehr eine dafür reinzuhauen, dass du es falsch machst.
Um auf den Punkt zu kommen, habe ich keine Zeit…
Naja, du tust es sowieso. Ob du dir dafür Zeit nimmst oder nicht. Irgendwie entscheidest du ja, was du als nächstes tust – ob du dir für diese Entscheidung extra und bewusst Zeit nimmst oder auch nicht.
An Informationen, Möglichkeiten, Wegen und Ideen mangelt es uns nicht. Aber das Richtige auszuwählen, um den nächsten Schritt zu tun erscheint uns oft wie eine Extra-Last – und wir haben doch schon (zu) viel.
Die To-Do-Liste ist lang, die Socken haben alle Löcher, der TÜV läuft bald ab und wir müssten noch dringendst die Werkstatt anrufen. Das nächste große Projekt steht an. Jemand wird krank. Jemand meldet sich nicht. Du wirst krank. Und müde bist du sowieso dauernd…
Sich da noch extra einen Moment zu nehmen, um dir einen Überblick zu verschaffen und dann auszuwählen – unmöglich! Woher soll denn dieser Moment kommen? Du hast ja kaum Zeit, zu atmen! Du musst endlich loslegen. Endlich was machen. Endlich was schaffen. Eigentlich egal was. Hauptsache irgendwas!
Und dann rennst du los und hoffst, die Zeit einfach einzuholen. Indem du schneller machst. Noch schneller. Und noch schneller…
Gut fühlen bei der Arbeit? Ha! Guter Witz!
Ja, ja – glückliches Arbeiten. Eine schöne Utopie, für die du nun wirklich keine Zeit hast.
Ja, ja – du solltest dir einen Plan machen. Du solltest dir alles gut einteilen.
Ja, ja – und Prioritäten sollst du auch setzen. Dann klappt das wohl. Hast du mal gehört… Und wenn du mal Zeit hast, beschäftigst du dich auch gern mal mit Zeitmanagement und wie man das so macht.
Und bis dahin machst du halt irgendwie. Ja, das ist wohl falsch, aber gerade geht es nicht anders.
Und während du das hier liest, wartest du wahrscheinlich schon auf meinen Einwand als Slow Business Coach, die mit ihrem intuitiven Zeitmanagement durch die Gegend hüpft und glückliches, effektives und nachhaltiges Arbeiten verspricht…
Also – tada!
Â
Und es geht doch anders…
Und zwar gar nicht so sehr anders. Denn so wie du es machst, ist schon sehr nah dran an dem, wie es für dich ganz allein perfekt ist. Naja – zumindest optimal.
Das Erste, das ich mir von meinen Coaching KlientInnen immer erzählen lasse: Wie machst du es jetzt und warum reicht dir das nicht aus?
Und dann stellen wir alles zusammen und entdecken sehr schnell (doch) ein System dahinter.
Frage nicht, wie man es macht, sondern frage, wie du es machst
Weil bei dem, wie du es tust funktioniert schon irgendetwas sehr gut für dich. Und es ist sehr nah an dem dran, wie du selbst funktionierst.
Daher mein Tipp an dieser Stelle: Versuche, dein System zusammenzustellen. Egal wie – auf Post-Its, auf einem einfachen Blatt Papier, mit Lego-Bausteinen, als Vision-Board…
Sammle zusammen, wie du es machst.
Woher kommen deine To-Dos?
Wie entscheidest du, welche der vielen möglichen To-Dos du als erstes tust?
Was ist deine Ausmist-Routine für Ideen, Aufgaben, Projekte?
Welche Kriterien verwendest du bisher, um das Wichtige (wohin du deine Energie steckst) vom Unwichtigen (was du nicht tust) zu unterscheiden?
Was machst du jetzt mit diesem Sammelsurium?
Wahrscheinlich hast du diese Übung gar nicht gemacht (keine Zeit und so…). Vielleicht hast du sie nur im Kopf überschlagen. Vielleicht ist etwas davon hängengeblieben und schwirrt jetzt auf der Oberfläche deines Bewusstseins herum?
Ja, du wählst immer das aus, worauf du Lust hast. Aber das geht doch nicht! Man muss doch immer mit dem anfangen, was man gar nicht machen will (Eat the frog first – nach Mark Twain…).
Ja, du machst dir am Wochenanfang einen Plan. Aber bei dem bleibst du nie. Du machst es immer anders.
Ja, du hast immer viele Ideen. Aber was nützen sie, wenn du sowieso nicht dazu kommst, sie alle zu verwirklichen. Eigentlich bringst du gar nichts wirklich zu Ende.
Ja, ja – du weißt, wie man’s macht. Du weißt eigentlich, wie Zeitmanagement geht. Aber dafür fehlt dir einfach die Disziplin (und die Zeit).
Und vielleicht gibst du an dieser Stelle bereits auf und versprichst dir, dich damit mal zu beschäftigen. Wenn mehr Zeit ist…
Die große Zeit wird nie kommen
Wenn du mal Zeit hast…
…räumst du die Kammer auf.
…triffst du dich endlich mit der Freundin, die einen Stadtbezirk weiter gezogen ist.
…machst du mehr Sport.
…kümmerst du dich um deine Finanzen.
…etablierst du endlich ein vernünftiges Zeitmanagement.
Wenn du mal Zeit hast.
Das wird nie passieren. Weil das Leben immer weiter läuft. Und die Projekte, die jetzt bei dir anstehen und irgendwann zu Ende sind, werden durch neue ersetzt. Und diese werden genauso dringend und wichtig sein, wie das, worin du jetzt deine Zeit und Kraft steckst.
Also resignieren?
Auf gar keinen Fall.
- An Mark Twain und seinen Frosch: Ich habe hier fünf gute Gründe, morgens mit dem anzufangen, worauf ich Lust habe.
- Ein Plan ist nur dafür da, dich vorzubereiten und zu fokussieren. Du musst damit nicht die Zukunft voraussagen und mit Tunnelblick durchs Leben hechten… Statt eines großen Plans, hilft es dir viel mehr, regelmäßig nachzuprüfen, wie alles läuft. Und es dann nachzujustieren – Lieber regelmäßige Check-ins statt große Pläne.
- Es ist absolut normal, dass du immer mehr Ideen hast als du in diesem Leben verwirklichen kannst. Dein Ideen-Muskel versorgt dich immer großzügigst. Das soll auch so sein. Die Kunst liegt eher darin, beide Teile des kreativen Prozesses – das Einsammeln von Ideen (laterales Denken) und das Verarbeiten von Ideen (lineares Denken) – in Balance zu halten. Vom großen Vielen immer aufs kleinere Wesentliche zu fokussieren und Entscheidungen zu treffen. Immer wieder auf den Punkt zu kommen.
- Und dann noch die liebe Disziplin… Wenn du Disziplin so verstehst, dich zu Dingen zwingen zu können, die du eigentlich gar nicht willst – um dann noch stolz darauf zu sein, dass du dich doch überwunden hast – dann schließe liebe Frieden mit deinen Schweinehunden und lass sie gewähren. Wenn du aber Disziplin eher als Committment verstehst, als Versprechen und Leidenschaft, dann hole dir deine Motivation und was du dafür brauchst mit ins Boot und lasst euch treiben auf dem Fluss der Lust und Laune…
- Und wenn du gar keine Zeit hast für irgendwelche Punkte auf die du in Videoserien kommen sollst und irgendeine Intuition, der du in deinem Zeitmanagement nach einem Onlinekurs folgen sollst, dann spare dir noch mehr Zeit und Energie und tue einfach nur das Folgende: Schließe Frieden mit dem, wie du es machst. Es ist gut genug. Es reicht dir. Und du musst keine weitere Kraft darauf vergeuden, dir dafür noch eine reinzuhauen. Dich schlecht zu machen und dich natürlich auch so zu fühlen. Lass es gut sein. Es ist schon gut genug.
Für viele meiner Coaching KlientInnen ist dies der erste große Aha-Moment, der so viel langersehnte Ruhe mit sich bringt. Die Erkenntnis, dass du schon ganz viel richtigmachst. Und diese Erkenntnis-Einladung und Erlaubnis verschenke ich immer wieder gern – großzügig, kostenlos und von Herzen. Wenn es alles ist, wofür du gerade Zeit, Kraft und Ressourcen hast, dann nimm das. So, wie du es machst, reicht es für jetzt aus.
Du wirst erstaunt sein, wieviel Kraft das freisetzt. Was du dann mit dieser freigewordenen Energie machst? Ach, dir fällt schon was ein – schau mal auf die Liste von „Wenn ich mehr Zeit habe, dann…“.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!