Teil 2: Was brauchen deine Aufgaben von dir?
Teil 2 der 7 Basics des intuitiven Zeitmanagements
Unsere Aufgaben verlangen von jedem von uns ganz Verschiedenes. Was für die eine enorme emotionale Anstrengungen braucht, ist für den anderen vor allem ein körperlicher Kraftakt. Daher ist es wichtig, dass du weißt, was deine täglichen Aufgaben dir abverlangen. Vielleicht liegt genau da der Grund, warum du etwas immer wieder vermeidest…
Für manche ist es einfach nur ein bisschen Chillen am Abend mit Leuten. Ja, man könnte auch aktives Netzwerken dazu sagen, aber da es ein entspanntes Zusammensein am Abend ist, mit Musik, Wein, gutem Fingerfood, ist es doch nicht wirklich Arbeit… Nicht Arbeit im Sinne von Anstrengung, Fokus, Vorbereitung.
Für manche.
Und für andere ist es einfach nur super anstrengend, erfordert all ihren Fokus und braucht immense Vorbereitung.
In ihrem Artikel Warum ich mich auf Partys immer heimlich davonstehle beschreibt Henrike Möller ihr Erleben so:
Es ist nicht so, dass ich eine Wahl hätte. Wenn mein sozialer Akku leer ist, merke ich, wie mein Nervenkostüm immer dünner wird. Ich fühle mich angespannt, gehetzt, erschöpft. Wenn ich dann nicht die Möglichkeit habe, mich wegzuschleichen, wird es brenzlig. Bei einer Hochzeit neulich habe ich meine innere Stimme ignoriert. Aus Höflichkeit blieb ich brav sitzen und versuchte, die Feier über mich ergehen zu lassen. Irgendwann war ich nervlich so am Ende, dass ich beinahe eine Panik-Attacke gehabt hätte. Alles in mir schrie nach Flucht. Ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen, würde ich noch länger bleiben inmitten all dieser Menschen. Also packte ich meine Sachen und stürmte raus. An die Fahrt nach Hause kann ich mich nicht mehr richtig erinnern.
Henrike Möller ist introvertiert und am Ende des Tages, wenn andere (Extrovertierte) ihre Akkus nach einem langen Tag durch das gemeinsame Zusammensein wieder auftanken, sind ihre Akkus nach einem langen Tag nicht mehr fähig, das zu liefern, was sie braucht, um eine Party mit vielen Leuten zu überstehen – viel, viel Kraft. Introvertierte tanken durch das Alleinsein wieder auf. Extrovertierte durch den Austausch und das Zusammensein mit anderen. Niemand ist menschenfreundlicher oder menschenfeindlicher – so funktioniert halt der Energiehaushalt.
Daher sind solche verstaubten Zeitmanagement Mythen wie Mach das Wichtigste zur Zeit deines Leistungshöhepunkts einfach unbrauchbar.
Erstens, weil es für uns verschiedene Leistungen gibt, die ihre ganz eigenen Höhepunkte haben. Und Zweitens, weil auch das ‚Wichtigste‘ so verschieden ist, dass es unterschiedliche Bedürfnisse an uns stellt.
Grad der Begeisterung und Aufgeregtheit
Zum Beispiel der Grad von Begeisterung und innerer Aufgeregtheit, den eine Aufgabe von uns einfordert, ist für einen Yogalehrer und eine Animateurin auf einem Kreuzfahrschiff komplett anders.
Aber auch ein und dieselbe Aufgabe fordert von uns verschiedene Kräfte. Wer gut und gern etwas Neues anfängt und mehr Ideen hat, als ein Menschenleben verwirklichen kann, kann fast jederzeit den inneren Startschuss für ein neues Projekt geben. Wer allerdings eher ängstlich oder zögerlich mit Neuem ist und lieber bei Bekanntem bleibt, muss sich den notwendigen Grad des Enthusiasmus und der Begeisterung erschaffen oder abpassen (zum Beispiel nach einem live Webinar mit anderen, wenn alle losstürmen und das Momentum in Tatendrang umwandeln möchten).
Intellektuelle Anforderungen
Für manche ist Buchhaltung etwas, was sie im Schlaf machen könnten und auch zum Runterkommen und Entspannen am Freitagnachmittag erledigen. Sie wissen, wie es geht, haben sich klare Vorlagen erstellt und eine jahrelange Arbeitsroutine.
Für andere ist es jedes Mal der Graus, der sie zum Zweifel an sich selbst führt: sie wissen so ungefähr, wie es geht, aber die Vorlagen sind nur für ‚Normalfälle‘ und es scheint mehr ‚Sonderfälle‘ zu geben, und außerdem vergessen sie jedes Mal, wie ihr Vorlagensystem funktioniert, die einzige Routine ist die Route der Verzweiflung… Und Rechnen war noch nie eine Stärke und als professionelle Selbstständige muss man doch sowas einfach können, oder?!
Emotionale Anforderungen
Einen Kunden anrufen und einen Termin verschieben. Für manche geht das, während sie auf das kochende Teewasser warten. Ohne Stottern, ohne Schweißausbrüche, ohne vorher aufschreiben, was man sagen möchte… Ohne schlechtes Gewissen, ohne Zweifel, ob man sowas darf, ohne Angst, dass der Kunde jetzt deswegen abspringt. Einfach Nummer wählen und direkt ein kurzes nettes Gespräch führen oder ein kurze, klare und freundliche Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.
Und dann gibt es diejenigen, die die Nacht davor nicht schlafen können und so tief in ihre Angstvorstellungen fallen, dass sie sich jetzt in ihrer ganzen finanziellen Existenz bedroht sehen und sich innerlich darauf vorbereiten, bald unter der Brücke zu schlafen…
Körperliche Anforderungen
Ja, am Schreibtisch arbeiten ist nicht so toll auf Dauer und der verspannte Nacken braucht immer wieder Aufmerksamkeit. Aber für manche ist es solch eine Tortur aufgrund von Rücken oder anderen körperlichen Beschwerden, dass hier eine ganz anderer Leistungshöhepunkt genutzt werden muss – nicht zu früh am Morgen, da ist noch alles steif und verspannt und braucht ein sanftes Aufwärmen, aber auch definitiv nicht zu spät, weil da die Müdigkeit in alle Muskeln und Knochen fließt und diese Arbeit nicht mehr machbar ist.
Für andere ist ein Abendtermin einfach deswegen nicht möglich, weil man gerade kleine Kinder hat, für die der Tag um 4.30 Uhr beginnt und man nach 16 Uhr einfach keine körperliche Fähigkeit mehr besitzt, aufrecht zu stehen…
Wozu ist das alles gut?
Zum Einen: um das für dich passende Biorhythmus (Teil 3 dieser Blogreihe) Zeitmanagement System zu erstellen, musst du wissen, was die einzelnen Aufgaben von dir einfordern, um sie entsprechend deiner verschiedenen Hoch Zeiten zu platzieren. Und zum anderen, um auch bestimmte Fälle von Vermeidung aufzulösen.
Niemand von uns kommt ja dran vorbei an den gesellschaftlichen Anforderungen der Perfektion, die erwarten, dass ‚wir uns nun mal nicht so haben‘ und kleine ‚Befindlichkeiten‘ einfach mal unter den Teppich kehren, um jederzeit und überall ImmerBereit zu funktionieren…. Alles andere ist schwach und unprofessionell.
Aber es gibt eben kein ‚weg‘, wohin wir diese ‚Befindlichkeiten schieben können. Und so finden sie eben einen anderen Weg und verkleiden sich als handfeste Argumente und verstecken sich hinter Geschäftigkeit und anderen ‚Aufschieberitis‘ Taktiken. Und wir erledigen eben nicht, was wir aber gern tun würden.
Manchmal reicht es schon aus, einfach nur zu benennen, was uns etwas kostet. Am Anfang meiner Selbstständigkeit habe ich manchmal so viel Angst morgens gehabt, dass ich kaum auch nur irgendetwas anfangen konnte. Und so habe ich mir morgens emotionale To-Do-Listen geschrieben und einfach nur benannt, was mir am meisten Angst gemacht hat. Ohne Begründung. Ohne konkrete Lösung. Einfach nur aufschreiben. Und dann war oft auch schon gut. Es brauchte eben genau diese Akzeptanz, dass es sein durfte.
3 Impulse für dich
1.) Welche deiner Aufgaben fordern bei dir am meisten:
- einen hohen Grad der Begeisterung
- geistige Kraft
- emotionale Kraft
- körperliche Kraft
- soziale Kraft?
Was davon vermeidest du häufig?
2.) Jetzt wo du es benannt hast – beobachte doch einmal, wie es sich beim nächsten Mal verändert? Geht es leichter? Fühlst du dich vielleicht sogar weniger beschämt, dass es dich gerade diese Kraft kostet und fühlst dich einfach leichter?
3.) Was kannst du sonst noch tun, um diesen bestimmten ‚Muskel‘ in dir mit Kraft zu nähren, bevor du diese Aufgabe wieder angehst?
Wie immer freue ich mich, von dir zu hören… Was brauchen deine Aufgaben von dir? Ist es das, was du erwartet hast?
Die 7 Basics des intuitiven Zeitmanagements:
- Disziplin, Schweinehunde und zusammengebissene Zähne? Nö, bringt nix…
- Was brauchen deine Aufgaben von dir?
- Biorhythmus – arbeite mit dir statt gegen dich
- Von Krähen und Schmetterlingen und deinem eigenem Arbeitsstil
- Regelmäßige Check-ins statt große Pläne
- Ein lustiges sich voran Experimentieren statt geballte Ladung Veränderung
- Was kann Minimalismus für deinen Zeitreichtum im Business tun?
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