Schluss mit meiner ständigen Selbst-Verarschung!
Oder – warum Wahrheit Self-Care ist
‚Wenn ich erstmal anfange die Wahrheit zu sagen, kann ich damit nicht mehr aufhören… Und dann bricht alles zusammen. Mein gesamtes Leben. Alles. Dann werde ich nie wieder froh…‘, meine Klientin weint leise und schaut über den See, der vor uns liegt. Wir ruhen beide in einem Moment der Stille.
Dann springt sie plötzlich so heftig auf, dass ich mich kurz erschrecke. Sie läuft zum Wasser vor und ruft laut: ‚Ich bin doch aber schon so lange nicht mehr froh! Scheiße!‘
Sie weint laut und heftig. Ihr Blick bleibt aber klar und entschlossen auf dem Wasser liegen. Ich halte ihr einfach nur den Raum für den Moment.
Als sie soweit ist, schaut sie mir direkt in die Augen. ‚So, Jesta – jetzt können wir so richtig loslegen. Schluß mit dem Quatsch! Schluss mit meiner ständigen Selbst-Verarschung!
Und dann beantwortet sie mir meine Frage, die diese Transformation ins Rollen gebracht hat:
Welche Wahrheit verschließt du sogar vor dir selbst und brauchst sie doch aber so dringend zum wieder richtig atmen können?
Hast du ein Antwort auf diese Frage?
Brauchst du dringend ein ausgesprochene Wahrheit, die dir seit geraumer Zeit, die Luft zum Atmen nimmt?
Wenn ja, kannst du sie dir selbst gegenüber aussprechen? Jetzt gleich? Auf einen Zettel schreiben? In eine Muschel hinein flüstern? Dann tue es…
…und beobachte einfach nur, was dann passiert. Weiter nichts. Dieser Augenblick gehört nur dem Aussprechen und Nachfühlen.
Wie fühlt es sich an? Wo bewegt sich etwas in dir? Lass es einfach nur sein.
Du musst nichts weiter tun. Nichts erklären. Nichts wegmachen. Nicht entschuldigen. Nichts lösen.
Du darfst wissen, dass etwas nicht stimmig ist, ohne dass du gleich etwas damit machen musst.
Nur runterschlucken und es weiterhin verbergen, dich weiterhin anlügen, musst du nicht mehr.
Die Wahrheit war eh schon die ganze Zeit da. Sie hat dich eh schon so viel gekostet. Vor allem die Kraft des Verbergens. Die Kraft des Aushaltens, dass du dir selbst gegenüber unehrlich warst und dich damit selbst im Stich gelassen hast.
Diese Kraft gehört jetzt wieder dir.
Du musst noch nichts weiter tun.
Vielleicht weißt du noch gar nicht, was du nun ‚tun musst‘? Welche Konsequenzen diese Wahrheit hat…
Erstmal nur, dass du jetzt auf deiner Seite bist. Erstmal nur, dass du aufgehört hast, dir etwas vorzumachen.
Vielleicht gibt es mehr, als nur die eine Lösung. Vielleicht war es diese eine Lösung, die dich daran gehindert hat, sich deiner Wahrheit hinzugeben. Weil sie schlimmer erschien, als weiterhin täglich deine eigene Stimme herunterzuschlucken…
Vielleicht hattest du Angst, dass wenn du dir diese Wahrheit in den Schoß legst, der Schmerz darüber einfach nie mehr aufhört – die Trauer, die Wut, die Scham, die Angst, die Hoffnungslosigkeit…
Und nun erlebst du, dass dem nicht so ist. Alle Emotionen sind selbst in ihrer Geballtheit nach ca. 20-30 Minuten ausgefühlt.* Der Kampf mit ihnen, das ständige Herunterschlucken, ist das was endlos ist.
Lies hier dazu mehr: Wenn ich erstmal anfange zu fühlen…
Wahrheit als Self-Care Praxis
„Telling the truth about myself to myself is highest form of self-care.“
(Mir selbst die Wahrheit über mich selbst zu verraten ist die höchste Form der Selbstfürsorge.)
Emma Scheib
Dass wir eine Wahrheit für uns benennen, muss nicht sofort bedeuten, dass wir sie umsetzen. Dass wir den für uns vielleicht logischen Konsequenzen sofort gehen.
Es sind wie immer Schritte.
Der erste Schritt des Benennens. Der zweite Schritt des Durchfühlens. Der dritte Schritt des in die notwendige Größe Wachsens, die wir brauchen, um notwendige Entscheidungen zu treffen und in die Welt zu bringen.
Und hier geht es erstmal nur um diesen einen ersten Schritt.
Was brauchst du, um ihn für dich zu gehen?
Was kostet es dich, wenn du es nicht tust?
Was wird dir möglich, wenn du aufhörst herunterzuschlucken, was dir fast alle Luft zum atmen nimmt?
Was verbirgst du selbst vor dir selbst?
Dass du deinen Job gar nicht mehr magst, obwohl du damit doch so viel Gutes tun kannst und tust?
Dass du du bereust, ein Angebot nicht angenommen zu haben, weil du damals einfach nur Angst hattest, nicht gut genug zu sein?
Dass du deinen Business-Parter:innen innerlich schon längst gekündigt hast, weil du aus der Zusammenarbeit längst innerlich herausgewachsen bist?
Dass du dich in jemanden verliebt hast, obwohl du diesen neuen emotionalen Zustand der Verletzlichkeit kaum halten kannst?
Dass du die Gemütlichkeit der Un-Veränderung gerade sehr zu schätzen weißt, obwohl du dich doch immer als Abenteurer:in und Entdecker:in identifiziert hast?
Sei auf deiner Seite. Gib dir die Chance. Gib dir die Chance, ein Leben zu führen, dass deinem aktuellen Stand an Werten, Bedürfnissen und Visionen entspricht…
Für heute – schreib einfach nur ein Satz auf einen Post-it und benenne deine Wahrheit. Nicht mehr. Nicht weniger…
Links
Wenn ich erstmal anfange zu fühlen… (Blog Artikel)
Photo by Michael Carruth on Unsplash
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