Prokrastination… Nein, du bist nicht faul!
…Oder: was dir deine Prokrastination wirklich mitteilen möchte
Was deine Prokrastination dir nicht mitteilen möchte, du aber vielleicht manchmal zu hören glaubst:
- Du bist faul.
- Du kannst dich nicht konzentrieren.
- Du bist unstrukturiert.
- So wird das nie etwas mit dir.
- Ich bin der Beweis, dass du es gar nicht willst…
Prokrastination will dir gar nichts beweisen. Sie will dir nur etwas aufzeigen – nämlich, dass es so für dich nicht funktioniert. Dass du hier etwas anderes brauchst. Was? Na, hier wird’s spannend. Und du kannst es rauskriegen.
In diesem Artikel gebe ich dir eine Reihe von Fragen an die Hand, mit denen du dich auf die Expedition machen kannst. Die Antwort ‚Was hilft (mir) gegen Prokrastination?‘ liegt also ganz in deiner Hand.
Aber erstmal zu dem Mythos, dass das einzige was gegen Prokrastination hilft Disziplin sei…
Disziplin und so…
Ach, Disziplin… Ich habe hier auf diesem Blog und auch in meinem abgeschlossenem Podcast zu intuitivem Zeitmanagement sooooo viele darüber berichtet….
Also… Wo fang ich bloß an?
Kann gut sein, dass Disziplin im Sinne von zusammenreißen, im Sinne von über deine Grenzen gehen, im Sinne von ‚dir in den Hintern treten‘, im Sinne von… dir schon mal geholfen hat, eine Aufgabe zu erledigen, auf die du keine Lust hattest.
Kann gut sein, dass Disziplin in diesem Sinne schon mal funktioniert hat für dich. Manchmal. Vielleicht auch immer. Vielleicht glaubst du inzwischen sogar, dass dies der einzige Weg ist, etwas zu schaffen.
Ist es nicht. Und bringt auch nicht deine beste Arbeit hervor, sondern verplempert viel zu viel Kraft auf’s Aushalten der miesen Behandlung dir selbst gegenüber. Deiner miesen Behandlung.
Ich habe keine Problem mit Disziplin. Disziplin als Commitment einem Projekt gegenüber, als Fokus auf eine Aufgabe. Aber nicht als stures Festhalten an einer Art und Weise des Arbeitens, das nun wirklich jenseits seines Verfallsdatums liegt.
Lies hier mehr zu Disziplin und inneren Schweinehunden als deinen Freunden
Worum geht es wirklich bei Prokrastination?
Ich glaube an diesem Punkt, muss ich nicht weiter erläutern, warum ich Disziplin nicht für das Allheilmittel gegen Prokrastination halte.
Aber was hilft?
Vielleicht hilft es schon mal die Frage umzustellen. Nicht ‚Was hilft (mir) gegen Prokrastination?‘, sondern ‚Was hilft mir, meine Prokrastination besser zu verstehen?
Lass uns mal der Hypothese folgen, dass Prokrastination als Verhalten dir etwas mitteilen möchte. Aber was?
Um das herauszufinden, hilft dir auch hier wieder mal dein Bodyguard Team – deine Emotionen. Folge ihnen und du wirst wissen, welches deiner Bedürfnisse hier gerade zu kurz kommt und was es ist, das du wirklich brauchst, um mit einer Aufgabe weiter zu kommen.
Download Übersicht: Welche Emotion dich auf welches Bedürfnis hinweist
Wenn du damit nicht direkt weiterkommst, kannst du auch die hier folgende Liste von Fragen nutzen, die ich nach unseren vier Hauptbedürfnissen unterteil habe
Dein Bedürfnis nach Kompetenz & Wert
Was brauchst du, um das Gefühl zu haben, dass du etwas gut kannst?
Brauchst du Anerkennung für das, was du bereits geschafft hast? Vielleicht auch deine eigene…
Brauchst du ein neues, lebensfreundlicheres Wert-Verständnis?
(Kleine Erinnerung: Du erarbeitest dir deinen Wert nicht. Du bist bereits wertvoll. Wer du als Mensch bist. Wer du den anderen Menschen gegenüber bist. Wofür du dich entscheidest zu sein. Wie du mit dir selbst umgehst. All das und noch viel mehr, macht deinen Wert als Menschen aus. Nicht was du kannst und schaffst.
In einer Leistungsgesellschaft, wie dem Kapitalismus, kommen du schnell dahin deinen Wert als Menschen aus dem Wettbewerb und deinem Durchsetzungsvermögen abzuleiten. Du bist erst dann etwas wert, wenn du besser, schneller, heftiger… bist als andere. Andere müssen kleiner, weniger, schlechter sein als du… Wer hat da schon Bock mitzumachen, wenn die Fallhöhe jedesmal nicht nur deine Existenzsicherung beinhaltet, sondern deine gesamte Existenzberechtigung…)
Was brauchst du, um an dich zu glauben?
Welchen Raum brauchst du für dich, um dich der Aufgabe widmen zu können?
Welche Art der Selbstbestimmung und Autonomie fehlt dir?
Bedürfnis nach Verbundenheit
Welches Gefühl der Zugehörigkeit würde dir helfen voran zu kommen?
Welche Form von Kooperation brauchst du?
Was könnte Wertschätzung für dich tun, damit du ins Handeln kommst?
Welches Gefühl von Frieden und Harmonie in deinem Team brauchst du, um gut zu arbeiten?
Ist es Austausch mit anderen der dir fehlt, um dranzubleiben?
Bedürfnis nach Interesse und Inspiration
Was versetzt deine Leidenschaft in Flammen? Wofür springst du sofort morgens aus dem Bett? Und wie kannst du dieses Wissen für deine Aufgabe einsetzen?
Auf welche Art zu arbeiten, hast du wirklich Bock? Was fühlt sich leicht und vielleicht sogar intuitiv an?
Welche Art von Genuss magst du dir beim Arbeiten schenken?
Was versetzt dich in Ehrfurcht – in diese sanfte Demut beim Wundern? Wie kannst du mehr von der Magie der Wunder in dein Arbeiten einfließen lassen? Was brauchst du um dich als Teil des großen Ganzen zu fühlen und zu verstehen?
Was brauchst du bei diesem Projekt, um wieder die Neugier in dir zu wecken, etwas neues zu entdecken und zu lernen?
Was weckt Abenteuer und Entdeckungsfreude in dir, die dir auch bei unsicheren Schritten zur Seite stehen und dich weitermachen lassen?
Lies hier mehr zur Ehrfurcht als sanfte Demut im Wundern
Bedürfnis nach Entspannung
Was braucht du, um dich sicher zu fühlen?
Woran erkennst du, dass du dich auf etwas verlassen kannst und weißt, woran du bist?
Was gibt dir das Gefühl, eine Projekt unter Kontrolle zu haben?
Ab wann, kannst du auch mal loslassen – wenn auch nur für eine Weile?
Wieviel Präzision brauchst du in einer Aufgabenstellung, um sicher loslegen zu können?
Brauchst du mehr Wissen und Informationen? Brauchst du Fehlerfreundlichkeit?
Von Ponyhöfen und Wunschkonzerten…
Hast du diese Art von Sprüchen und die Werte dahinter vielleicht so tief verinnerlicht, dass du dich schon lange nicht mehr fragst, was du eigentlich brauchst. Weil…
…wen interessiert das?
…es geht halt nicht immer nach deinen Wünschen?
…manchmal heißt es eben einfach mal Arschbacken zusammenkneifen und los?
…wenn du es nur mit Zuckerkeks und Kuscheldecke schaffst, hast du es halt nicht drauf?
Nein, nicht alle Wünsche sind erfüllbar. Nein, nicht alle Bedürfnisse können immer und sofort bedient werden.
Aber nur weil nicht immer alles und sofort möglich ist, heißt nicht, dass wir diesen Mangel als Normalzustand annehmen und einfach mal so tun, als ob wir gar nichts mehr brauchen.
Bedürfnisse sind noch nie davon weggegangen, dass wir sie verdrängt haben. Unsere Emotionen lassen das einfach mal nicht zu. So sind Bodyguards halt.
Also… Fang da an, wo du gerade bist. Mit dem was geht. Mit dem, was du gerade fühlen kannst. Mit dem, was du gerade für deine Bedürfnisse tun kannst. Und ganz zu Anfang – hör einfach zu, was deine Emotionen dir zu erzählen haben.
Höre zu, was deine Prokrastination dir zu erzählen hat…
Emotionszeug Co-Working!!!!
Das Prokrastinations-Preventions Co-Working für emotional herausfordernde Aufgaben
Gemeinsam bist du weniger allein!
Yep! Kostenlos und einmal im Monat für alle Newsletter Abonnent:innen!
Termin und Zugang immer im aktuellen Newsletter.
Hier alle Infos auf einen Blick
Links & Empfehlungen
Disziplin und inneren Schweinehunden als deinen Freunden (Blog Artikel)
Welche Emotion dich auf welches Bedürfnis hinweist (PDF Download)
Ehrfurcht als sanfte Demut im Wundern (Blog Artikel)
Tired of procrastination? To overcome it, take the time to understand it – TED article Daryl Chen
Photo by Nubelson Fernandes on Unsplash
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!